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Arbeitsstress und die Macht der Gedanken

Gedanken haben einen mächtigen Einfluss auf das Stressgeschehen

Wie häufig hören wir uns oder andere über Stress klagen? Viele nehmen dies unkritisch hin und haben sich längst daran gewöhnt, dass Stress zum Arbeitsalltag gehört. Doch was passiert im Körper unter Stress genau und wie können Arbeits- und Führungskräfte mit less-stress Denken entgegenwirken?

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Warum in Stressregulation investieren?

Der Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung verdeutlicht, dass Stress bei der Arbeit für viele alltäglich geworden ist: Arbeitsstress betrifft schweizweit rund ein Drittel aller Arbeitskräfte und die Hälfte davon fühlt sich emotional erschöpft. Burnout ist dabei wohl der prominenteste Vertreter der Folgeerkrankungen von Stress und die Häufigkeit dieser Form extremer Erschöpfung hat im Laufe der letzten Jahre stetig zugenommen. Weit weniger bekannt ist, dass auch andere mentale und körperliche Erkrankungen eng mit chronischem Stress in Verbindung stehen: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Schlafstörungen, Diabetes, Adipositas, Depressionen oder Angststörungen sind gleichermassen verbreitete Folgen von langanhaltender Stressbelastung. Stressbedingte Erkrankungen sind daher längst zu Volkskrankheiten aufgestiegen und belasten nicht nur Betroffene, sondern treffen durch Produktivitätsausfälle auch Unternehmen und die Volkswirtschaft empfindlich. Doch was ist genau schuld daran, dass so viele Menschen unter Stressbelastungen leiden?

Typische Stressoren im Arbeitskontext: Von Arbeit 4.0 bis zu den eigenen Gedanken

Tiefgreifenden strukturellen Veränderungen der Arbeitswelt, die zusammengefasst als Arbeit 4.0 oder unter dem Schlagwort VUKA-Welt beschrieben werden, befeuern Stressbelastungen im Arbeitsleben. Äusseren Stressoren zeigen sich beispielsweise in Form von überfordernder Arbeitsmenge, Arbeitsplatzunsicherheit, wenig Autonomie oder dem ‘Technostress’ der entsteht, wenn neue technische Geräte oder Systeme Überforderung auslösen. Dabei wird oft vergessen, dass so genannte innere Stressoren ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. Individuelle Gedankenmuster oder Glaubenssätze können ebenso als Stressoren auftreten. Weit verbreitet sind etwa die Glaubenssätze, dass Zähne zusammenbeissen zu erfolgreichem Arbeiten dazugehört oder dass unser ‘Wert’ als Mensch von der erbrachten Leistung abhängt. Sich selber mit derartigen Gedanken unter Druck zu setzen kann dieselben verheerenden Folgen haben wie äussere Stressoren.

Was passiert im Körper, wenn Stressoren auftauchen?

Die Stressreaktion bezeichnet die körperliche oder psychische Reaktion auf innere oder äussere Stressoren, bei der Kräfte mobilisiert werden um Höchstleistungen zu ermöglichen. Evolutionsbiologisch ist diese Reaktion durchaus sinnvoll, da sie ursprünglich dazu diente, realen Gefahren zu entgehen: Sie half dem Neandertaler, schneller vor dem Säbelzahntiger zu flüchten. Die Stressreaktion versetzt den Körper innert kürzester Zeit in den Kampf-oder-Flucht-Modus und stellt kurzfristig Energie zur Verfügung, die für allfälliges Kämpfen oder Flüchten benötigt wird. Obwohl die Gefahrenlage sich deutlich verändert hat, ist die körperliche Stressreaktion dieselbe wie beim Steinzeitmenschen. Doch was geschieht dabei genau im Körper und weshalb kann das auf lange Sicht gefährlich werden?

Die Stressreaktion wird in erster Linie vom Gehirn ausgelöst und aktiviert hauptsächlich zwei Stressachsen: Einerseits eine schnelle, neuronale Stressreaktion über das autonome Nervensystem und andererseits eine langsamere, hormonelle Stressreaktion über den Hypothalamus. Vereinfacht gesagt bewirkt die Aktivierung beider Stressachsen, dass bestimmte Körperfunktionen hochgefahren werden, während andere Körperfunktionen gedrosselt werden, damit möglichst viel Energie zur Bewältigung der Gefahrensituation bereitgestellt werden kann. Beispielsweise werden Verdauungsvorgänge heruntergefahren, während Herzfrequenz und Blutdruck steigen und die Atmung schneller und flacher wird. Da die Wahrnehmung ganz auf die Gefahrensituation fokussiert ist, wird zudem das Denken unflexibler und weniger kreativ. Beruhigend ist, dass kurzfristige Stressphasen kein Gesundheitsrisiko darstellen, da sich die Überaktivität der Stressachsen in Erholungsphasen selbst reguliert. Gesundheitsgefährdend wird Stress dann, wenn die Erholungsphasen über längeren Zeitraum ausbleiben, sich Stressreaktionen als Dauerzustand etablieren und keine natürliche Regulation mehr stattfindet. Dauerhafte Ausschüttung von Stresshormonen und die Aktivierung des Sympathikus schädigen langfristig verschiedene Körperfunktionen und -systeme, was das Risiko eingangs erwähnter Erkrankungen erhöht. Es lohnt sich also, das eigene Stresserleben und damit verbundene stressverstärkende Gedanken kritisch im Blick zu halten.

Stressreduktion durch Gedankenhygiene: Wie geht das?

Unser Denken, Fühlen und Handeln werden in hohem Ausmass von unbewussten Wahrnehmungsmustern und Glaubenssätzen geprägt. Glaubenssätze zu unserer Person sind prägnante Überzeugungen über uns selbst, die im Laufe des Lebens von Bezugspersonen und persönlichen Erfahrungen geprägt wurden und die wir als wahr annehmen. Entscheidend in der Entstehung von Stress ist die Tatsache, dass gewisse Glaubenssätze als Stressverstärker wirken. Die unbewusste Überzeugung, dass Leistung uns wertvoll macht, wenig Vertrauen in unsere Fähigkeiten, das permanente Gefühl nicht zu genügen oder die Überzeugung, dass alles im Leben hart verdient sein müsse und self-care egoistisch sei, entstehen beispielsweise oft aus ungünstigen Glaubenssätzen. Solche stressverstärkenden Gedankenmuster sind tatsächlich in der Lage, körperliche Stressreaktionen zu triggern und dadurch dem Körper und der Psyche langfristig zu schaden.

Die gute Nachricht: Wir haben vieles in der Hand und können ungünstige Gedankenmuster durch förderliche, stressmindernde Gedanken ersetzen. 

Folgende drei Schritte können helfen, durch Gedankenhygiene den Alltagsstress zu reduzieren:

Schritt 1: Stressverstärkende Glaubenssätze erkennen

-       Beobachte während mehreren Tagen achtsam und wertefrei was du über dich selbst denkst. Da Glaubenssätze oft unbewusst sind, braucht es etwas Zeit, sie aufzuspüren. Du wirst in herausfordernden Situationen merken, welche beschränkenden Gedanken sich immer wieder aufdrängen. Führe Tagebuch über alle Denkmuster die sich zeigen und wähle 2-3 Überzeugungen aus, die du wirklich verändern möchtest.  

Schritt 2: Förderliche Glaubenssätze formulieren

-        Nehme die ausgewählten Glaubenssätze einzeln vor und finde zu jeder Überzeugung einen förderlichen Gedanken, mit dem die blockierende Überzeugung überschrieben werden soll. Neue Glaubenssätze sollen deinem inneren Wunsch entsprechen, wie du sein möchtest. Lasse dich bei der Wahl der neuen Glaubenssätze nicht durch weitere Glaubenssätze einschränken (z.B. das steht mir nicht zu, das geht doch nicht).

 Schritt 3: Transfer in den Alltag

-        Gedankenmuster zu verändern braucht naturgemäss Zeit, da sich neue neuronale Netzwerke im Gehirn etablieren müssen. Halte in herausfordernden Situationen immer wieder inne und lenke deine Gedanken bewusst in die Richtung, die du in Schritt 2 festgehalten hast. Verankere die neuen Glaubenssätze mit Geduld, Selbstmitgefühl und Optimismus, bis sich neue Reaktionsmuster zeigen.  

Wie Führungskräfte das less-stress Denken der Mitarbeitenden unterstützen können

Achtsamkeit ist hier das Zauberwort! Führungskräfte die ihren Mitarbeitenden achtsam begegnen merken schnell, wenn diese von stressverstärkenden Gedankenmustern getrieben sind und sich beispielsweise zu stark unter Druck setzen, nicht an sich glauben oder sich übermässig verausgaben. Führungsperson die bei Mitarbeitenden erkennen, dass potenziell stressverstärkende Gedankenmuster im Spiel sind, sollen dies offen ansprechen. Dies löst bei Mitarbeitenden das Gefühl aus wahrgenommen zu werden und kann einen wichtigen Prozess der Selbstreflexion anstossen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Führungskraft ebenfalls kritisch mit eigenen Stressverstärkern auseinanderzusetzt und als gesundes Vorbild agiert. Weiter ist wichtig, dass die Unternehmenskultur die Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten bietet und generell eine zwischenmenschliche Vertrauensbasis besteht.

Dieser Artikel von Christine ist als Gastbeitrag im Februar 23 im HR-Today erschienen. 

Blog Vagus

Der Vagusnerv - Am Nerv der Stressreduktion

Der Vagusnerv – Am Nerv der Stressreduktion

Der Vagusnerv spielt eine Schlüsselrolle für Stressabbau. In stressigen Zeiten ist es lohnenswert, seine Bedeutung zu verstehen und ihn für mehr Gelassenheit zu nutzen.

Neben dem Ischias-Nerv ist der Vagus der wohl längste Nerv im Körper. Er wird auch als 10. Hirnnerv bezeichnet, entspringt als Nervenbündel dem Hirnstamm und reicht bis in den Bauchraum. Die beeindruckende Reichweite des Vagus-Nervengeflechtes ist vermutlich auch verantwortlich für seinen Namen: In Latein bedeutet vagari umherschweifen, also ‘umherschweifender Nerv’. Der Vagus umschlingt zudem fast alle Organe, was weiter auf den enormen Einfluss auf unsere Gesundheit hindeutet.

Blog Vagus

Wie reagiert der Vagus auf Stress?

Der Vagus ist der wahre Meister des Entspannens und hat seine Finger im Spiel, wenn es darum geht, Stress zu reduzieren und unseren Geist zu beruhigen. In stressigen Situationen reagiert der Körper mit der Aktivierung des sogenannten "Kampf- oder Fluchtmodus". Bei solchen Stressreaktionen ist vor allem der Sympathikus aktiv.
In Momenten von Stress, Angst oder Unruhe erleben wir oft, wie unser Herz schneller schlägt, der Magen sich verkrampft oder der Darm träge wird. Diese physischen Reaktionen sind unmittelbar mit dem Vagus verbunden. Er dient als aufmerksamer Empfänger, der dem Gehirn signalisiert, dass potenziell Gefahr droht. Der Körper reagiert sofort darauf, um die vermeintliche Bedrohung zu bewältigen: Stresshormone werden ausgeschüttet und durchströmen den Blutkreislauf, die Muskeln spannen sich an und der gesamte Organismus bereitet sich darauf vor, zu fliehen oder zu kämpfen. Dieser natürliche Mechanismus ist grundsätzlich hilfreich und warnt uns vor Gefahren. Allerdings sind wir nur sehr selten gefährlichen Bedrohungen ausgeliefert, so dass diese Reaktion oft nicht hilfreich ist. In der modernen Gesellschaft besteht vielmehr die Gefahr, dass wir chronisch in Alarmbereitschaft sind und so die Stressreaktionen ständig an unserem Körper zehren. Auf lange Dauer kann diese dauernde Anspannung das System schädigen und Krankheit wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen, Schlafstörungen oder Hormonungleichgewichte wie Diabetes begünstigen.

Warum ist der Vagusnerv so wichtig für die Stressregulation?

Als Gegenspieler des Flucht–Kampf Modus bei dem der Sympathikus aktiv ist, unterstützt der Vagus den Körper dabei, Ausgleich zu schaffen und die Stressreaktion abzubauen. Wenn der Vagus als Teil des Parasympathikus aktiviert wird, werden beruhigende Signale an den Körper gesendet die dabei helfen, Stress abzubauen und auszugleichen um den Körper in einen entspannten Zustand zurückzuführen. Zudem ist der Vagus an der Steuerung der meisten Organfunktionen
beteiligt, so z.B. für Verdauung, Schlaf, Atmung oder die Herzfrequenz. Der Vagus bildet damit eine wichtige Schaltstelle zwischen Gehirn und den meisten Organen.
Die Stimulierung des Vagus wirkt sich positiv aus auf unser Nervensystem und unsere körperliche und mentale Gesundheit aus: Wenn der Vagus stimuliert wird fühlen wir uns ruhiger, entspannter und gelassener und können sogar mehr Mitgefühl für andere Menschen empfinden.

Wie können wir den Vagusnerv für mehr Ausgeglichenheit stimulieren?

Zurecht wird der Vagus wegen seiner stressreduzierenden Eigenschaft auch ‚Selbstheilungsnerv‘ genannt. Erst neuere Forschungen zeigen, dass wir den Vagustonus gezielt stärken können und dadurch einen grossen Beitrag für innere Stärke und Ausgeglichenheit leisten können. Er ist eine regelrechte Superpower, bei Aktivierung schenkt er uns Energie, Power und Gelassenheit.
 
Wie können wir den Vagus nun gezielt stärken? Natürlich auch mit Yoga

. Viele Übungen stimulieren den Vagus und schenken uns dadurch innere Ruhe. Einige weitere wirkungsvolle Übungen für einen starken Vagustonus habe ich hier für dich zusammengestellt.

Tiefes Atmen

Tiefe Atemübungen sind eine hervorragende Methode, um den Vagus zu aktivieren. Durch langsames und bewusstes Einatmen in den Bauchraum und leicht verlängertes Ausatmen wird der parasympathische Nerv aktiviert. Versuche Folgendes:
 
o   Setze oder lege dich in eine bequeme Position.
o   Atme tief durch die Nase ein und lasse deinen Bauch sich dabei ausdehnen.
o   Halte den Atem für ein paar Sekunden an.
o   Atme langsam durch den Mund aus und spüre, wie sich dein Körper entspannt.
o   Wiederhole dies für mehrere Atemzüge

Singen oder summen

Durch singen oder summen entstehen feine Vibrationen, die den Vagus stimulieren. So zum Beispiel bei der Atemübung Bhramarie, das Bienensummen. Versuche Folgendes:
 
o    Komme in einen bequemen und aufrechten Sitz deiner Wahl.
o    Verschliesse mit den Daumen die Ohren, lege die Zeigefinger sanft über die Augen, die Mittelfingerkuppen seitlich an die Nasenflügel, die Ringfinger auf die Oberlippe und die kleinen Finger auf die Unterlippe (dieses Mudra wird „das Verschliessen der sieben Pforten” oder auch „Shanmukti Mudra” genannt)
o    Lausche eine kleine Weile dem Geräusch deines Atems.
o    Atme weiterhin ruhig und tief, aber summe während des Ausatmens wie eine Biene. Wenn nach dem Ein- oder Ausatmen Pausen entstehen, lasse sie zu.
 
Beende die Übung, sobald deine Arme zu sehr ermüden. Lege dann die Hände zurück auf die Knie oder in den Schoss und spüre eine Weile mit geschlossenen Augen nach. Verbinde dich mit den Empfindungen, die dieses Summen in dir hinterlassen hat.

Und natürlich Yoga

Die Kombination aus Atemübungen, entspannenden Körperhaltungen und mentaler Fokussierung während des Yogas kann dazu beitragen, den Vagusnerv zu aktivieren und somit Stress abzubauen. Regelmässiges Yoga kann langfristig dazu beitragen, den Vagustonus zu verbessern und so die Fähigkeit für Erholung und Entspannung zu verbessern.
 
Gerade für die kommende kalte Jahreszeit finde ich es enorm bereichernd, sich immer wieder mit allen Sinnen zurückzuziehen und auf die Signale des Körpers zu achten um ihm die Ruhe zu geben die er braucht und liebt um glücklich zu sein.

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Mit Mentalkraft aus der Stressfalle

Mentalkraft als Treiber für gesundes Arbeiten

Im Gespräch mit dem langjährigen Weggefährte des Dalai Lama: Diego Hangartner.

Bereits in seiner Kindheit faszinierte ihn die Frage, was Realität und Bewusstsein sind und was ein gesunder Geist ausmacht. Nach dem Pharmaziestudium an der ETH Zürich arbeitete er über ein Jahrzehnt in Dharamsala, studierte Tibetisch, lernte und lehrte Meditation und dolmetschte für verschiedene Lamas. Nach der Rückkehr nach Europa organisierte er verschiedene Europa-Auftritte des Dalai Lama und beteiligte sich an zahlreichen neurowissenschaftlichen Forschungsprojekten. Er wirkt seit den 1990er Jahren im Mind of Life Institute USA und später Europe und gründete 2015 das Institute of Mental Balance and Universal Ethics (IMBUE), dessen Ziel es ist, den Menschen zu mentaler Ausgeglichenheit zu verhelfen.


Heute treffen wir Diego zu einem Gespräch zum Thema Arbeit und Gesundheit in Luzern und gehen unter anderem der Frage nach, welche Rolle mentale Prozesse im Stressmanagement spielen und was Führungskräfte und gesamte Organisationen für ein gesundes Arbeitsumfeld tun können.

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Diego Hangartner

Heute sprechen wir mit Diego über das Thema Arbeit und Gesundheit und gehen unter anderem der Frage nach, welche Rolle mentale Prozesse im Stressmanagement spielen und was Führungskräfte und Team für ein gesundes Arbeitsumfeld tun können.

Was siehst du als die grössten Herausforderungen der Menschen im Arbeitsleben?

Diego Hangartner: Da gibt es gegenwärtig tatsächlich viele. Der Umgang mit Stress ist sicher eine der grössten Herausforderungen. Ein Faktor der Stress auslösen kann ist neben der Arbeitsintensität auch die zunehmende Isolation. Isolation wird durch das Gefühl ausgelöst, nicht verstanden zu werden, sich nicht mit anderen verbunden zu fühlen oder nicht im Austausch mit der Aussenwelt zu stehen. Das löst dann wiederum Stress aus. Auch Kommunikation ist ein herausforderndes Thema, gerade in digitalisierten Geschäftsbereichen oder wegen Zeitnot bleibt für angemessener Austausch oder echtes Zuhören oft keinen Raum, was wiederum die Isolation verschärfen kann und so die Entstehung von Stress begünstigt.

Welche gesamtgesellschaftlichen Trends wirken hier weiter darauf ein, dass Arbeit zum Gesundheitsrisiko werden kann?

Systemisch sehe ich das Problem, dass wir uns in einem wirtschaftlichen Umfeld bewegen, in dem mehr Druck, mehr Aktion, mehr Leistung gefordert wird, aber Erholungsphasen kaum Platz finden. Mit Erholungsphasen meine ich nicht Ausgleichsaktivitäten wie Sport, sondern dass man es schafft, den Geist von der Arbeit zu entkoppeln. Diese Entkoppelung geschieht vor allem auf der mentalen Ebene: Bin ich beispielsweise in der Lage ein Problem an der Arbeit nach Feierabend loszulassen oder trage ich die Belastung nach Hause und beschäftige meinen Geist weiter damit und löse damit belastende Emotionen aus? Im Arbeitsumfeld sehe ich also als Hauptherausforderung zu lernen, mit diesen mentalen und emotionalen Prozessen besser umzugehen.

Du sprichst ein wichtiges Thema: Lernen mit Belastungen umzugehen oder in anderen Worten, ein gutes Stressmanagement. Wie kann es gelingen, mentale und emotionale Prozesse so zu steuern, dass man eben nicht in die Stressfalle tappt?

Jeder und jede Einzelne kann für sich daran arbeiten, es geht vor allem darum, die eigenen Muster und Erwartungshaltungen kennenzulernen und zu prüfen, wann belastende Gedanken oder Emotionen auftauchen die dann zu Stressreaktionen führen. Grundsätzlich soll man herausfinden, welche Situationen Unbehagen auslösen und wie man mit Gefühlen von Überforderung, Versagens- oder Verlustängsten oder Ähnlichem umgeht. Ein gelungenes Stressmanagement hat auch damit zu tun, dass Menschen Klarheit schaffen und es ihnen gelingt, zwischen Reiz und Reaktion eine Pause zu schaffen und so aus dem reaktiven Auto-Pilot Modus aussteigen können. Im Grunde können wir unsere Antwort auf Herausforderungen oder Reize wählen und uns durch geschickte Wahl der Antwort viel Stress ersparen.

Geht es letzten Endes im Stressmanagement auch darum, sich und seine Triggerpunkte besser kennenzulernen?

Genau. Eigene mentale und emotionale Prozesse zu kennen geht einher mit dem Kennenlernen der Triggerpunkte und der Fähigkeit, diese dann angemessen zu lenken. Das Kennenlernen von eigenen Prozessen ist eine mutige Aktion, viele schrecken davor zurück, hier hinzuschauen. Zentral ist auch die Frage nach der eigenen Verbundenheit, Verbundenheit mit Mitmenschen und mit der Umwelt. Wenn hier viele Beurteilungen im Spiel sind und jemand häufig Bedrohung wittert, dann ist meist ein hinderlicher mentaler Prozess im Spiel, die eher mit der Person, als mit der Umwelt zu tun hat. Das kann mit einem traumatischen Erlebnis wie etwa dem Verlust einer nahestehenden Person zu tun haben, das einmalig ist. Die gefährlicheren – da oft unbewusst – und schwierigen Traumas sind aber diejenigen, die sich dauernd wiederholen, beispielsweise die Annahme, dass wir zu wenig gut sind, zu wenig leisten oder grundsätzlich etwas falsch an uns ist. Das macht Menschen wirklich fertig und verursacht ungeahnt Dauerstress. Solche Annahmen können zu einem immer wiederkehrenden inneren Dialog führen und schlimme Folgen auf die mentale Gesundheit haben. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Treibern, den mentale und emotionalen Mustern die einem herausfordern, ist also sehr wichtig für ein gelassenes Leben.

Welche konkreten Werkzeuge helfen hier, diese Muster besser zu durchleuchten?

Meditation ist hier ein sehr wirkungsvolles Instrument. Meditation bedeutet, ein beabsichtigtes vertraut machen mit mentalen Prozessen und die Kultivierung von positiven Eigenschaften. Es geht in der Meditation darum, kennenzulernen was der Geist macht und immer wieder auszuloten, wo der Geist steht und aus diesen Erkenntnissen heraus positive Eigenschaften kultivieren.

Meditation ist also ein geeignetes Werkzeug um stressverschärfende mentale und emotionale Prozesse besser zu meistern. Welche positiven Effekte kann Meditationen sonst noch auf Arbeitsoutcomes haben?

Ein unruhiger Geist hat vielerlei negative Auswirkungen, so zum Beispiel auch auf die Arbeitsleistung. Mit unruhigem Geist ist es beispielsweise schwierig, fokussiert an einer Arbeit zu bleiben und effizient und lösungsorientiert zum Ziel zu gelangen. Innere Klarheit zu schaffen und den Geist zu beruhigen ist also eine lohnende Investition.

Wie gelingt es, einen ruhigen Geist im Alltag zu kultivieren?

Einen ruhigen Geist zu kultivieren braucht viel Übung, etwa indem man regelmässig meditiert. Die grösste Herausforderung in unserer schnelllebigen Zeit ist es, es wirklich zu machen, es täglich zu üben. Sehr oft ist der Faktor Zeit entscheidend. Die tägliche Arbeitslast suggeriert uns oft, dass gerade etwas anderes wichtiger ist und die Tage sind häufig engmaschig durchgetaktet. Oft ist es uns nicht bewusst und wir funktionieren einfach am Arbeitsplatz, folgen emotionalen Reizen und versuchen einfach, alles in den Tag zu packen. Es ist also entscheidend, sich auf diesen Prozess einzulassen und dem Selbstmanagement auch Priorität zu geben. Es geht darum eine Art Self-Leadership zu entwickeln und sich bewusst daran zu machen, innere Prozess steuern zu wollen. Schon in der Schule geht es darum Daten zu reproduzieren wir werden klassischerweise daran gemessen, wie gut wir Daten reproduzieren können. Aber wenn wir in der Lage sind, Emotionen besser zu lenken und einen ruhigen Geist zu bewahren, eine innere Haltung zu kultivieren und präsent zu bleiben, gibt uns das eine enorme Power um gesund und erfolgreich zu sein, da dies kraftvolle Selbstmanagement-Kompetenzen sind die uns echt weiterbringen.

Wie kann eine Betriebskultur konkret dazu beitragen, das Selbstmanagement von Mitarbeitenden zu unterstützen?

Führungskräfte haben die Möglichkeit, Selbstmanagement durch ihren Führungsstil anzuregen. Eine Führungskraft die vor allem Aufträge erteilt und Mitarbeitende als ausführende Organe sieht, trägt wenig dazu bei, dass Mitarbeitende Selbstmanagement-Kompetenzen aufbauen können. Fragt eine Führungsperson jedoch nur nach wo Unterstützung gebraucht wird und fordert Mitarbeitende zur Selbstverantwortung auf, kann diese Kompetenz besser aufgebaut werden. Auch hier ist Vertrauen und gute Kommunikation wichtig, es braucht also die Fähigkeit von Führungskräften Kontrolle abzugeben, den Mitarbeitenden zu vertrauen und klar zu kommunizieren. Mitarbeitende zum Selbstmanagement anzuregen kann auch viel zu deren Motivation beitragen.

Stressbedingte Krankheiten verursachen neben dem individuellen Leid der Betroffenen auch hohe Kosten für Organisationen. Ist Stress also ein Thema das auch auf Organisationsebene angegangen werden soll?

In der Tat ist Stress nicht nur für Individuen ein Problem, sondern verursacht auch bei Organisationen viele Druckpunkte. Hohe Kosten entstehen nicht nur durch krankheitsbedingte Ausfälle und Produktivitätsverluste, Stress führt auch oft zu Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und kann so die Fluktuation begünstigen oder zur Resignation von Mitarbeitenden führen. Gute Mitarbeitende zu finden und zu behalten ist heute eine Herausforderung und Organisation tun angesichts der vielfältigen Risiken und Kosten gut daran, das Thema Stressmanagement in ihrer Belegschaft anzugehen.

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Was sind wichtige Rahmenbedingungen in Organisationen, damit die Menschen gesund bleiben?

Hier kommen wir wiederum auf die Führungskräfte zu sprechen, die hier eine wichtige Funktion haben. Es sollte Führungskräften bewusst sein, dass sie in ihrer Rolle vielerlei Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Mitarbeitenden haben. Gezielte Führungskräfte-Schulungen machen hier Sinn, auch um Sensibilität dafür schaffen, weshalb ihre Rolle als Führungsperson im Bereich Wohlbefinden und Gesundheit so wichtig ist. Es gibt bereits gut erforschte Trainingswerkzeuge, wie Führungskräfte beispielsweise die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden stärken können.

Ist es auch eine Aufgabe der Führungspersonen, für gute Teamdynamik zu sorgen?

Ja, hier können Führungskräfte ebenfalls Einfluss nehmen. Gut funktionierende Teams können eine gesundheitliche Ressource darstellen, da Zusammenhalt und Unterstützung gesundheitsförderlich wirken und Stress abpuffern, während schlechte Beziehungen in Teams toxisch wirken können.

Was ratest Du Teams die an sich arbeiten möchten um den Umgang miteinander zu verbessern?

Es ist vor allem in der westlichen Welt nicht mehr genug, Mitarbeitende über monetäre Anreize zu halten. Die meisten Menschen arbeiten zurecht nicht nur des Geldes wegen, der tiefere Sinn der Arbeit wird zunehmend wichtig. Die Sinnhaftigkeit der Arbeit kann entweder vom Unternehmen vermittelt werden oder die Menschen im Unternehmen finden selber einen Sinn in ihrer Tätigkeit. Die Sinnfrage ist ein urmenschliches Bedürfnis. Etwas zu tun was die Passion berührt, Enthusiasmus auslöst oder einen Beitrag für die Gemeinschaft darstellt oder Verbundenheit entstehen lässt. Wenn die Sinnhaftigkeit im Unternehmen nicht klar ist, kann das das Stresserleben begünstigen. Es ist klar, dass ein Unternehmen sich durch den Unternehmenszweck selbst erhalten will, aber darüber hinaus ist es wichtig, dass die Menschen im Betrieb den übergeordneten Sinn spüren. Das ist dann ein Thema der Betriebskultur.

Und zum Schluss: Du hast dich jahrzehntelang mit der buddhistischen Lehre befasst. Wie kann die buddhistische Lehre helfen, die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt einzuordnen?

Hier kann man Aspekte der so genannten vier Edlen Wahrheiten beiziehen die sich mit verschiedenen Arten des Leidens befassen. Die erste Wahrheit besagt, dass es Leid des Leiden wegen gibt, das wäre also das Leid das entsteht, wenn beispielsweise eine Firma Konkurs geht oder jemand aufgrund von Rationalisierung den Job verliert und Mühe hat einen neuen zu finden. Die zweite Wahrheit besagt, dass Leid dadurch entsteht, dass Veränderung oder Vergänglichkeit abgelehnt wird. Stetige Veränderung ist ein Naturgesetz und dies nicht anzuerkennen lässt Leid entstehen. Gerade im heutigen volatilen wirtschaftlichen Umfeld ist es gefährlich, den Anspruch zu haben, dass alles bleiben soll wie es ist. Re-Organisation ist eigentlich ein nie aufhörender Prozess, es gibt nie Stillstand, das dagegen ankämpfen verursacht Leid. Als dritte Wahrheit über Leiden schlägt der Buddhismus vor, dass Leid aus Verblendung und Unwissenheit im Sinne von falschen Annahmen entsteht. Es lohnt sich also für Organisationen, Möglichkeiten offenzulassen um besser mit Unsicherheiten umgehen zu können. Moderne Ökonomische Modelle gehen nicht mehr vom homo oeconomicus aus und ziehen mit ein, dass es viele Faktoren gibt, die nicht ökonomisch und rational funktionieren, die wir nicht kennen. Unternehmenskulturen müssen raus aus der Reaktivität und Zurückhaltung lernen. Wenn Veränderung in der Luft liegt lohnt es sich bewusst wahrzunehmen und erst mal Distanz zu schaffen zwischen Reiz und Reaktion und dann die im Moment beste Lösung zu wählen – die Lösung die vielleicht in einem Jahr schon wieder nicht die beste ist. Viele Unternehmen sind im ständigen Angstzustand, Angst vor Veränderung. Change-Management ist eigentlich ein Dauerzustand, Veränderung ist Leben, Stabilität gibt es in diesem Sinne nicht. Das Ankämpfen gegen diese Veränderungen verursachen Leiden und Organisationen tun gut daran, diese Realität so anzunehmen.

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Danke Diego für deine Zeit und das wertvolle Teilen!

Yoga Nidra Beitragsbild

Yoga Nidra - Die Perle der Tiefenentspannung

Wie gelingt tiefe Entspannung im Alltag?

Vorhang auf für Yoga Nidra!

Wie entspannen Sie? Etwa mit einer Tasse Kaffee und einem Buch bequem im Sessel versunken oder aktiv beim Joggen draussen in der Natur? Das klingt grossartig und ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden sicher förderlich. Jedoch gibt es eine entscheidende Einschränkung dieser Art von Entspannung: der Geist und der Körper sind immer noch aktiv und die Sinne sind bloss abgelenkt anstatt komplett ruhig. In absoluter Entspannung ist der Körper völlig frei von muskulärer Anspannung und der Geist, der fortlaufend Gedanken und Gefühle produziert, kommt vollständig zur Ruhe. In diesem Zustand tiefer Entspannung werden verschiedene körperliche und mentale Prozesse angestossen, die weitreichende gesundheitsförderliche Effekte haben. Dazu später mehr. Doch wie schaffen wir es, in diesen tiefenentspannten Zustand zu gelangen?

Yoga Nidra Blog

Was ist Yoga Nidra?

Yoga Nidra wird mit «Schlaf der Yogis» übersetzt und ist eine äusserst kraftvolle Technik die es ermöglicht, in Tiefenentspannung einzutauchen und mit etwas Übung physisch, mental und emotional komplett zu entspannen. Die Ausführung ist äusserst einfach. Zum Praktizieren legt man sich bequem und regungslos auf den Rücken und folgt einer gesprochenen Anleitung, die je nach Version zwischen 20 und 30 Minuten dauert. Während der Geist den Anweisungen folgt, wird ein Zustand zwischen Wachheit und Schlaf erzeugt. In diesem Zustand ist das Bewusstsein im Vergleich zum Tiefschlaf weiterhin aktiv.

Was bewirkt Yoga Nidra?

Weniger Stress, mehr Resilienz: Beim Schlafen werden im Gehirn so genannten Delta-Wellen produziert, während beim Yoga Nidra die für tiefe Entspannung und Dämmerschlaf typischen Alpha- und Theta-Wellen vorherrschen. Da beim Yoga Nidra die Tiefschlafphase nicht eintritt, fällt die oft auftretende Benommenheit nach dem Schlafen weg und das Praktizieren wirkt idealerweise entspannend aber gleichzeitig aktivierend. Forschungen zeigen zudem, dass vor allem Theta-Gehirnwellen mit verschiedenen gesundheitsförderlichen und heilenden Effekten in Verbindung stehen und diese Gehirnfrequenz regenerative Prozesse im Körper anstösst. Neben der Wirkung auf den Körper verhilft Yoga Nidra durch die komplette Beruhigung des Geistes zu mehr Fokus und innerer Ruhe, was sich positiv auf die Gedächtnisleistungen, die Kreativität oder die Produktivität auswirkt. Daher bietet Yoga Nidra eine äusserst kraftvolle Technik zur Stressreduktion und zum Resilienzaufbau.

Mehr Bewusstsein & Persönlichkeitsentwicklung

Auf der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen werden unwillkürlich auch unter- und unbewusste Dimensionen berührt. In diesem Zustand ist der Geist äusserst aufnahmebereit, der Zugang zum Unterbewussten wird verbessert, die Intuition gestärkt und die Verbindung zu sich selber geschaffen. Durch das Setzten einer Intention oder positiven Affirmation anfangs der Praxis (das so genannte ‘Sankalpa’) ermöglicht Yoga Nidra auch die Verankerung von inneren Absichten in tieferen Bewusstseinsstrukturen und unterstützt so das Manifestieren von Wünschen oder das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit. Dies funktioniert, weil ein nach innen gerichteter Geist es ermöglicht, hereinkommende Eindrücke unvoreingenommen zu verinnerlichen, während Eindrücke aus dem Intellekt oft analysiert, blockiert und zurückgewiesen werden. Was immer aber in das Unterbewusste eindringt, wird ohne Zurückweisung angenommen und so unterstützt die Aufnahmefähigkeit während des Yoga Nidra Persönlichkeitsentwicklung und positive Veränderungen auf der un- und unterbewussten Ebene.

Für wen ist Yoga Nidra geeignet?

Für alle! Yoga Nidra anzuwenden bedarf keinerlei Vorkenntnisse oder besondere körperliche Voraussetzungen und ist somit für alle Menschen geeignet, die sich eine einfache und praktische Technik wünschen um ihren Körper und Geist eine Ruhepause zu gönnen. Die einzigen Voraussetzungen sind ein Ort, an dem man sich für maximal 30 Minuten ungestört hinlegen kann und die Bereitschaft, dem Yoga Nidra einen festen Platz im Alltag einzuplanen. Wie mit vielen Techniken im Stressmanagement ist auch hier wichtig, dass die Praxis zum regelmässigen Bestandteil der self-care Routine wird um die gewünschten Effekte für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Persönlichkeit zu erlangen.

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Gelassenheit als Wettbewerbsvorteil

Gelassenheit als Wettbewerbsvorteil

Mit Meditation Herausforderungen der modernen Arbeitswelt meistern

Arbeitsstress betrifft schweizweit rund ein Drittel aller Arbeitskräfte und die Hälfte davon fühlt sich emotional erschöpft.1 Es verwundert daher nicht, dass stressbedingte körperliche und mentale Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Schlafstörungen, Übergewicht oder Depressionen längst zu Volkskrankheiten aufgestiegen sind und nicht nur für die Betroffenen enorme Belastungen darstellen, sondern durch Produktivitätsausfälle auch die Volkswirtschaft empfindlich treffen.1,2

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Das Karussell dreht immer schneller. Digitale Transformation, Informationsflut, Wettbewerbsdruck und Arbeitsverdichtung sind Rahmenbedingungen, mit denen Menschen im Arbeitsleben unweigerlich klarkommen müssen. Die gute Nachricht ist, dass wir vieles in der Hand haben und einen gesunden Umgang mit diesen Rahmenbedingungen erlernen können. Dafür braucht es nicht zwingend eine weitere Innovation, sondern einen Blick zurück auf das, was sich in der Menschheitsgeschichte seit jeher für mehr Gelassenheit bewährt hat: Meditation. Höhlenmalereien aus dem alten Indien, die auf 3500 v. Chr. datiert sind, zeigen Menschen in Meditationshaltung die mit halb geschlossenen Augen in tiefe Kontemplation versunken sind.

Heute weiss die Wissenschaft, dass meditieren die Hirnaktivitäten positiv beeinflusst, die körperliche und mentale Gesundheit stärkt und die Konzentration, Leistungsfähigkeit und Kreativität in Denkprozessen fördert.3-7 Eine Forschergruppe des renommierten University College London konnte in einem Experiment beispielsweise zeigen, dass Arbeitskräfte die während 8 Wochen regelmässig kurze Audio-Meditationen durchführten deutlich weniger gestresst waren, höheres Wohlbefinden berichteten und sich sozial mehr unterstützt fühlten als die Kontrollgruppe ohne Meditationspraxis.7

Es ist so einfach!

Meditieren braucht nur die Bereitschaft, sich 10-20 Minuten Zeit an einem ruhigen Ort zu verschaffen, es braucht weder Vorkenntnisse noch Räucherstäbchen. Inzwischen sind viele Audiodateien oder Apps verfügbar (z.B. https://insighttimer.com/de), die eine grosse Auswahl an Fokus-Themen oder Techniken anbieten. Meditation ist schlussendlich nichts mehr als ein ‘leer’ werden um einen Stopp in den ewigen Gedankenstrudel einzubauen. Daher können Mini-Meditationen für mehr Klarheit auch bewusst im Arbeitsalltag eingebaut werden. Eine einzige Minute ‘einfach Dasitzen’ und nichts denken vor dem nächsten Meeting kann entscheidend dazu beitragen, mit mehr Fokus, Gelassenheit und Freude an die nächste Herausforderung heranzutreten. Ausprobieren lohnt sich!

Führungskompetenz

Chef:in als Kündigungsgrund Nummer 1 – muss nicht sein!

Chef:in als Kündigungsgrund Nummer 1 – muss nicht sein!

Lernen Sie emotional intelligent zu führen.

Führungskräfte haben nicht nur auf die Arbeitszufriedenheit und Leistung der Mitarbeitenden einen enormen Einfluss, sondern beeinflussen durch ihr Führungsverhalten auch übergeordnete Faktoren wie das Betriebsklima oder die Attraktivität des Arbeitgebers. Gute Führung erhält dadurch einen hohen Stellenwert mit erheblicher Hebelwirkung, wenn es darum geht ein gesundheits- und leistungsförderliches Arbeitsumfeld zu kreieren.


Doch was läuft schief, dass sich weiterhin viele Mitarbeitende nicht gut geführt fühlen oder gar die Führungsperson als Kündigungsgrund nennen? Weshalb fällt die Beziehung zum Vorgesetzten und die Zusammenarbeit zwischen Hierarchiestufen viel zu häufig belastend aus? Einer der Gründe ist, dass Führungskräfte die Wichtigkeit von Emotionen im betrieblichen Umfeld unterschätzen und wenig Bewusstsein dafür haben, dass Emotionen das Wohlbefinden und Verhalten prägen. Emotional intelligente Führungskräfte beherrschen also die Kunst, Emotionen in eine positive Richtung zu lenken und so verschiedene Erfolgsfaktoren günstig zu beeinflussen.

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Mit seinem Bestseller «EQ - Emotional Intelligence» weckte Daniel Goleman 1995 das Interesse der breiten Öffentlichkeit für das Thema und beschrieb ausführlich, weshalb das Erkennen und der angemessene Umgang mit eigenen Emotionen und Emotionen anderer eine derart wichtige Kompetenz darstellt. Er zitiert dabei zahlreiche Studien die aufzeigen, dass die Fähigkeiten des reinen Intellektes nur bedingt das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit vorhersagen und bei Personen mit ähnlichem IQ diejenigen erfolgreicher sind, die geschickt mit Gefühlen umgehen können. Auf dem Buchrücken formuliert es Goleman unmissverständlicher: «Was nützt ein hoher IQ, wenn man ein emotionaler Trottel ist?».1
Dass der EQ auch für Führungskräfte eine unabdingbar wichtige Kompetenz darstellt, wird in aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen immer wieder bestätigt. Es zeigt sich, dass emotional intelligent geführte Teams leistungsfähiger und kooperativer sind, motivierter arbeiten, ein kreativeres Problemlöseverhalten an den Tag legen, vertrauensvollere Beziehungen führen und sich weniger gestresst fühlen.2-5

Die gute Nachricht ist:

Emotionale Intelligenz ist lernbar!6 Verschiedene Techniken der Selbstreflexion ermöglichen die bewusstere Wahrnehmung eigener Gefühle, fördern das Verständnis für die Entstehung unterschiedlicher Gefühlslandschaften und unterstützen ein angemessenes Emotionsmanagement. Auf der Basis dieser persönlichen Fähigkeiten können soziale Kompetenzen ausgebaut werden, etwa Emotionen anderer treffend wahrzunehmen und empathisch damit umzugehen.

Meditation am Arbeitsplatz

Arbeitswelten im Umbruch

Arbeitswelten im Umbruch

Weshalb neuere Formen der Arbeitsplatznutzung sorgfältig geplant werden müssen

Wussten Sie, dass ‘Architekturpsychologie’ eine wissenschaftliche Disziplin ist? In diesem relativ jungen Forschungszweig wird erforscht, inwiefern die gebaute räumliche Umwelt das menschliche Verhalten, Fühlen, Denken und Handeln beeinflusst und wie sehr die Gesundheit damit zusammenhängt. Die jahrtausendealte Tradition des Feng Shui befasst sich gleichermassen mit diesen Fragestellungen. Beide Disziplinen zeigen eindrucksvoll, wie wichtig ein harmonisches räumliches Umfeld für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen ist und stellen praktische Empfehlungen bereit, wie ein optimales Umfeld geschaffen werden kann.

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Hot desking oder shared desks (flexible Arbeitsplätze), co-working spaces (Co-working Zonen) und open-plan offices (Grossraumbüros) beschreiben Arten der Arbeitsplatznutzung, denen wir vor einigen Jahrzehnten nur vereinzelt begegnet sind. Heute wegen veränderter Arbeitsweisen meist aus ökonomischen und ökologischen Gründen eingeführt, finden diese Arbeitsplatzmodelle momentan in rasantem Tempo Verbreitung. Doch wie ergeht es den Arbeitskräften mit diesen räumlichen Veränderungen? Welche Auswirkungen haben flexible Arbeitsplätze oder Grossraumbüros auf Konzentrationsfähigkeit, Produktivität, Arbeitszufriedenheit oder Wohlbefinden? Architekturpsychologische Studien legen nahe, dass Produktivität und Arbeitszufriedenheit bei Einführung von flexiblen im Vergleich zu fixen Arbeitsplätzen abgenommen haben, insbesondere dann, wenn Arbeiten hohe Konzentration erfordern.1 Auch Vergleichsstudien von Grossraumbüros und geschlossene Büros schlussfolgern, dass Performance, Arbeitszufriedenheit und subjektive Einschätzung der Gesundheit in Grossraumbüros schlechter abschneiden.2,3 Fehlende Privatsphäre und Lärmbelastung wurden dabei als hauptsächliche Störfaktoren genannt.2,4

Das muss nicht sein!

Eine durchdachte Raumplanung unter Einbezug von Studienresultaten und traditionellen Feng Shui-Gesetzmässigkeiten und der Einbezug der Arbeitskräften kann dazu führen, dass das Beste aus altbewährten Arbeitsraummodellen und modernen Formen der Zusammenarbeit zu einer innovativen und gewinnbringenden Lösung für alle gebracht wird. Bei Arbeitswelten mit unterschiedlichen Arbeitszonen braucht es beispielsweise eine eingehende Analyse der Bedürfnisse der Arbeitskräfte, eine gut vorbereitete Einführungsphase für die Veränderung, sowie klare Nutzungsregeln der verschiedenen Räumlichkeiten.5, 6  

Die Arbeitswelten von work mastery werden auf Basis von langjähriger Erfahrung in Büroplanung, aktuellster architekturpsychologischer Forschung, fundierten Kenntnissen der Feng Shui-Prinzipien und viel feinem Gespür für menschliche Bedürfnisse und das Wohlbefinden von Arbeitskräften entwickelt und umgesetzt, um die Stolperfallen neuer Arbeitsplatzmodelle bestmöglich zu umgehen. Studien zeigen nämlich auch, dass ein geschickter Mix aus verschiedenen Zonen, die je nach anfallender Aufgabe und Bedürfnis genutzt werden können, die Arbeitszufriedenheit und Performance positiv beeinflussen.5, 3