Der Vagusnerv – Am Nerv der Stressreduktion

Der Vagusnerv spielt eine Schlüsselrolle für Stressabbau. In stressigen Zeiten ist es lohnenswert, seine Bedeutung zu verstehen und ihn für mehr Gelassenheit zu nutzen.

Neben dem Ischias-Nerv ist der Vagus der wohl längste Nerv im Körper. Er wird auch als 10. Hirnnerv bezeichnet, entspringt als Nervenbündel dem Hirnstamm und reicht bis in den Bauchraum. Die beeindruckende Reichweite des Vagus-Nervengeflechtes ist vermutlich auch verantwortlich für seinen Namen: In Latein bedeutet vagari umherschweifen, also ‘umherschweifender Nerv’. Der Vagus umschlingt zudem fast alle Organe, was weiter auf den enormen Einfluss auf unsere Gesundheit hindeutet.

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Wie reagiert der Vagus auf Stress?

Der Vagus ist der wahre Meister des Entspannens und hat seine Finger im Spiel, wenn es darum geht, Stress zu reduzieren und unseren Geist zu beruhigen. In stressigen Situationen reagiert der Körper mit der Aktivierung des sogenannten "Kampf- oder Fluchtmodus". Bei solchen Stressreaktionen ist vor allem der Sympathikus aktiv.
In Momenten von Stress, Angst oder Unruhe erleben wir oft, wie unser Herz schneller schlägt, der Magen sich verkrampft oder der Darm träge wird. Diese physischen Reaktionen sind unmittelbar mit dem Vagus verbunden. Er dient als aufmerksamer Empfänger, der dem Gehirn signalisiert, dass potenziell Gefahr droht. Der Körper reagiert sofort darauf, um die vermeintliche Bedrohung zu bewältigen: Stresshormone werden ausgeschüttet und durchströmen den Blutkreislauf, die Muskeln spannen sich an und der gesamte Organismus bereitet sich darauf vor, zu fliehen oder zu kämpfen. Dieser natürliche Mechanismus ist grundsätzlich hilfreich und warnt uns vor Gefahren. Allerdings sind wir nur sehr selten gefährlichen Bedrohungen ausgeliefert, so dass diese Reaktion oft nicht hilfreich ist. In der modernen Gesellschaft besteht vielmehr die Gefahr, dass wir chronisch in Alarmbereitschaft sind und so die Stressreaktionen ständig an unserem Körper zehren. Auf lange Dauer kann diese dauernde Anspannung das System schädigen und Krankheit wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen, Schlafstörungen oder Hormonungleichgewichte wie Diabetes begünstigen.

Warum ist der Vagusnerv so wichtig für die Stressregulation?

Als Gegenspieler des Flucht–Kampf Modus bei dem der Sympathikus aktiv ist, unterstützt der Vagus den Körper dabei, Ausgleich zu schaffen und die Stressreaktion abzubauen. Wenn der Vagus als Teil des Parasympathikus aktiviert wird, werden beruhigende Signale an den Körper gesendet die dabei helfen, Stress abzubauen und auszugleichen um den Körper in einen entspannten Zustand zurückzuführen. Zudem ist der Vagus an der Steuerung der meisten Organfunktionen
beteiligt, so z.B. für Verdauung, Schlaf, Atmung oder die Herzfrequenz. Der Vagus bildet damit eine wichtige Schaltstelle zwischen Gehirn und den meisten Organen.
Die Stimulierung des Vagus wirkt sich positiv aus auf unser Nervensystem und unsere körperliche und mentale Gesundheit aus: Wenn der Vagus stimuliert wird fühlen wir uns ruhiger, entspannter und gelassener und können sogar mehr Mitgefühl für andere Menschen empfinden.

Wie können wir den Vagusnerv für mehr Ausgeglichenheit stimulieren?

Zurecht wird der Vagus wegen seiner stressreduzierenden Eigenschaft auch ‚Selbstheilungsnerv‘ genannt. Erst neuere Forschungen zeigen, dass wir den Vagustonus gezielt stärken können und dadurch einen grossen Beitrag für innere Stärke und Ausgeglichenheit leisten können. Er ist eine regelrechte Superpower, bei Aktivierung schenkt er uns Energie, Power und Gelassenheit.
 
Wie können wir den Vagus nun gezielt stärken? Natürlich auch mit Yoga

. Viele Übungen stimulieren den Vagus und schenken uns dadurch innere Ruhe. Einige weitere wirkungsvolle Übungen für einen starken Vagustonus habe ich hier für dich zusammengestellt.

Tiefes Atmen

Tiefe Atemübungen sind eine hervorragende Methode, um den Vagus zu aktivieren. Durch langsames und bewusstes Einatmen in den Bauchraum und leicht verlängertes Ausatmen wird der parasympathische Nerv aktiviert. Versuche Folgendes:
 
o   Setze oder lege dich in eine bequeme Position.
o   Atme tief durch die Nase ein und lasse deinen Bauch sich dabei ausdehnen.
o   Halte den Atem für ein paar Sekunden an.
o   Atme langsam durch den Mund aus und spüre, wie sich dein Körper entspannt.
o   Wiederhole dies für mehrere Atemzüge

Singen oder summen

Durch singen oder summen entstehen feine Vibrationen, die den Vagus stimulieren. So zum Beispiel bei der Atemübung Bhramarie, das Bienensummen. Versuche Folgendes:
 
o    Komme in einen bequemen und aufrechten Sitz deiner Wahl.
o    Verschliesse mit den Daumen die Ohren, lege die Zeigefinger sanft über die Augen, die Mittelfingerkuppen seitlich an die Nasenflügel, die Ringfinger auf die Oberlippe und die kleinen Finger auf die Unterlippe (dieses Mudra wird „das Verschliessen der sieben Pforten” oder auch „Shanmukti Mudra” genannt)
o    Lausche eine kleine Weile dem Geräusch deines Atems.
o    Atme weiterhin ruhig und tief, aber summe während des Ausatmens wie eine Biene. Wenn nach dem Ein- oder Ausatmen Pausen entstehen, lasse sie zu.
 
Beende die Übung, sobald deine Arme zu sehr ermüden. Lege dann die Hände zurück auf die Knie oder in den Schoss und spüre eine Weile mit geschlossenen Augen nach. Verbinde dich mit den Empfindungen, die dieses Summen in dir hinterlassen hat.

Und natürlich Yoga

Die Kombination aus Atemübungen, entspannenden Körperhaltungen und mentaler Fokussierung während des Yogas kann dazu beitragen, den Vagusnerv zu aktivieren und somit Stress abzubauen. Regelmässiges Yoga kann langfristig dazu beitragen, den Vagustonus zu verbessern und so die Fähigkeit für Erholung und Entspannung zu verbessern.
 
Gerade für die kommende kalte Jahreszeit finde ich es enorm bereichernd, sich immer wieder mit allen Sinnen zurückzuziehen und auf die Signale des Körpers zu achten um ihm die Ruhe zu geben die er braucht und liebt um glücklich zu sein.